Wenn Sie als Unternehmer bereits mit Factoring vertraut sind, ist Ihnen der Begriff „Delkrederefall“ wahrscheinlich schon begegnet. Aber was steckt wirklich hinter dieser Fachterminologie? In diesem Blogbeitrag klären wir auf, was die Delkrederehaftung bedeutet und wie sie Ihr Unternehmen vor finanziellen Risiken schützen kann.
Was bedeutet Delkredere?
„Delkredere“ stammt aus dem Lateinischen und bedeutet „Vertrauenshaftung“. Im Kontext des Factorings beschreibt Delkredere die 100%ige Haftung des Factors für den Fall, dass einer Ihrer Kunden zahlungsunfähig wird. Konkret übernimmt der Factor das Risiko eines Forderungsausfalls. Das bedeutet: Selbst wenn Ihr Kunde nicht zahlen kann, bleiben Sie als Unternehmer abgesichert.
Wie funktioniert die Delkrederehaftung in der Praxis?
Um den Delkrederefall besser zu verstehen, betrachten wir ein typisches Szenario. Wenn Sie eine Forderung an einen Factor verkaufen, erhalten Sie in der Regel sofort 90 % des Rechnungsbetrags. Die restlichen 10 % werden Ihnen ausgezahlt, sobald der Debitor, also Ihr Kunde, die Rechnung beglichen hat. Sollte der Kunde zahlungsunfähig werden, greift die Delkrederehaftung. In einem solchen Fall zahlt Ihnen die Factoringgesellschaft die restlichen 10 % nach einer bestimmten Frist – üblicherweise 120 Tage nach Fälligkeit. Diese Absicherung gilt jedoch nur bis zu einem vorher festgelegten Limit, das der Factor für jeden Debitor definiert.
Ein Beispiel aus der Praxis
Stellen Sie sich vor, Sie haben einen Kunden, der zahlungsunfähig wird. Die Summe aller offenen Forderungen beläuft sich auf 450.000 Euro, während das vereinbarte Limit 500.000 Euro beträgt. In diesem Fall würde Ihnen die Factoringgesellschaft nach 120 Tagen die restlichen 10 %, also 45.000 Euro, auszahlen. Wenn das Limit jedoch nur 400.000 Euro betragen hätte, würden Sie lediglich 40.000 Euro erhalten, da die Delkrederehaftung nur innerhalb des festgelegten Limits greift.
Die Dienstleistungsfunktion des Factorings
Neben der Delkrederehaftung bietet Factoring weitere Vorteile, insbesondere durch die Dienstleistungsfunktion. Diese Funktion ermöglicht es Ihnen, das gesamte Debitorenmanagement –
also die Verwaltung Ihrer Forderungen – an den Factor auszulagern. Dies kann den Mahnprozess, die Zahlungszuordnung und sogar das Inkasso umfassen. Ein wesentlicher Vorteil dieser Dienstleistung ist die Flexibilität. Sie entscheiden, welche Aufgaben Sie inhouse behalten und welche Sie auslagern möchten. Zum Beispiel könnten Sie das Mahnwesen in den ersten 60 Tagen selbst übernehmen und das Inkasso ab dem 60. Tag dem Factor überlassen. Alternativ könnten Sie bereits nach 30 Tagen alle weiteren Schritte dem Factor übergeben - oder Sie behalten alles inhouse und Ihr Kunde erfährt zudem nichts vom Factoring.
Kosten-Einsparung und Ressourcen-Management
Die Entscheidung, das Debitorenmanagement auszulagern, hängt auch von den Kosten ab. Die Factoring-Gebühr wird als variable Kostenkomponente über den Brutto-Umsatz berechnet. Hier stellt sich die Frage, ob Sie lieber feste Kosten in Form von Gehältern und Sozialversicherungsbeiträgen für eigenes Personal tragen möchten oder variable Kosten durch das Outsourcing an einen Factor bevorzugen. In Zeiten des Fachkräftemangels kann es sinnvoll sein, Mitarbeiter in anderen Bereichen einzusetzen und die Debitorenbuchhaltung auszulagern.
Fazit
Die Delkrederehaftung und die Dienstleistungsfunktion des Factorings bieten Ihnen als Unternehmer zahlreiche Vorteile. Sie schützen nicht nur vor dem Risiko eines Forderungsausfalls, sondern ermöglichen es Ihnen auch, Ressourcen effizienter zu nutzen und Kosten zu optimieren. Welche Dienstleistungen Sie in Anspruch nehmen, hängt von Ihrer individuellen Unternehmenssituation und Ihren Präferenzen ab.
Wenn Sie mehr über Factoring und seine vielfältigen Funktionen erfahren möchten, sehen Sie sich gerne unser Video auf YouTube an oder buchen sich direkt einen Termin über folgenden Link: https://calendly.com/koenig-cbs/mehr-liquiditaet
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